Krebstherapie in Tablettenform – Gebündelte Informationen für Betroffene und Fachkreise
Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) stellt das Erlanger AMBORA-Projekt vor
AMBORA ist die Abkürzung für „Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumorwirkstoffen“ und steht für Projekte zur Unterstützung von betroffenen Patientinnen und Patienten sowie deren Behandlungsteams bei der Einnahme von Krebsmedikamenten in Tabletten- oder Kapselform am Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN. Vor kurzem wurden durch einen Beitrag des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) weitere Fachkreise sowie Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland über das AMBORA-Projekt informiert.
Immer häufiger werden - neben intravenösen Medikamenten („über einen Tropf“) - Tabletten oder Kapseln zur Krebstherapie eingesetzt, die eigenständig eingenommen werden. Dadurch sparen die Betroffenen viel Zeit - die orale Therapie ist aber auch mit einer höheren Eigenverantwortung verbunden. Der Therapieerfolg kann sich deutlich verringern, wenn die Medikamente nicht korrekt, regelmäßig und fortlaufend eingenommen werden oder es z.B. zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln kommt1,2,3. Die Erlanger Arbeitsgruppe aus Ärztinnen, Ärzten, Apothekerinnen und Apothekern unter der Leitung von Prof. Dörje und Prof. Fromm hat ein engmaschiges Therapiebegleitungskonzept entwickelt, um diese komplexe Therapie sicherer zu machen.
In der gleichnamigen AMBORA-Studie1 konnte eindrucksvoll nachgewiesen werden, dass Krebserkrankte, die mit oralen Antitumormedikamenten behandelt werden, von einer intensivierten Therapiebegleitung durch ein interprofessionelles Behandlungsteam profitieren und sich die Arzneimitteltherapiesicherheit sowie das Wissen und Befinden der Betroffenen deutlich verbessert1.
Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie existiert seit Februar 2021 ein durch die Deutsche Krebshilfe gefördertes, interprofessionelles Kompetenz- und Beratungszentrums zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei oraler Tumortherapie am CCC Erlangen-EMN. Betroffene werden hier durch das Team des AMBORA-Zentrums speziell geschult und engmaschig begleitet. In den individuellen Beratungsgesprächen erhalten die Patientinnen und Patienten u.a. gezielte Informationen zu ihrem oralen Antitumormedikament und Hinweise zum Management von Nebenwirkungen. Zudem wird die gesamte Medikation auf Wechselwirkungen und andere medikationsbezogene Probleme hin überprüft. In enger Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Behandlungsteam können so Anwendungsfehler, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen vermieden bzw. reduziert werden.
Die in den Beratungsgesprächen genutzten Informationsmaterialien wurden bereits in der AMBORA-Studie eingesetzt und werden jährlich aktualisiert. Merkblätter zu häufigen Nebenwirkungen können von Betroffenen frei zugänglich heruntergeladen werden. Fachkreise finden außerdem Arzneimittelmerkblätter und Einnahmepläne, die sie für die Aufklärung Ihrer Patientinnen und Patienten nutzen können.
Die Herausforderungen der oralen Tumortherapie sowie die Beratungsangebote des Kompetenz- und Beratungszentrums zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei oraler Tumortherapie wurden kürzlich in der Vortragsreihe „Neues aus der Universitätsmedizin Erlangen“ (Bürgervorlesung) von Prof. Fromm und Prof. Dörje und präsentiert. Durch die Bekanntmachung der AMBORA-Informationsmaterialien über den Krebsinformationsdienst des DKFZ können nun Betroffene und Fachkreise im deutschsprachigen Raum die Materialien besser nutzen, um die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Krebsmedikamenten in Tabletten- oder Kapselform weiter zu optimieren.
Weitere Informationen:
- Link zum DKFZ-Artikel (Tabletten gegen Krebs: Infomaterial für Betroffene und Fachkreise (krebsinformationsdienst.de)
- Link zur Aufzeichnung Bürgervorlesung Mehr Sicherheit bei oraler Tumortherapie – was sollte ich als Patientin oder Patient beachten? (fau.tv)
- Link zur AMBORA Startseite Orale Tumortherapie (AMBORA) - CCC | Uniklinikum Erlangen (uk-erlangen.de)
- Link zu Publikationen Publikationen - CCC | Uniklinikum Erlangen (uk-erlangen.de)
Referenzen:
1 Dürr, P.*, Schlichtig, K.*, Kelz, C., Deutsch, B., Maas, R., Eckart, M.J., Wilke, J., Wagner, H., Wolff, K., Preuß, C., Brückl, V., Meidenbauer, N., Staerk, C., Mayr, A., Fietkau, R., Goebell, P.J., Kunath, F., Beckmann, M.W., Mackensen, A., Neurath, M.F., Pavel, M., Dörje, F. # & Fromm, M.F. # The randomized AMBORA trial: impact of pharmacological/pharmaceutical care on medication safety and patient-reported outcomes during treatment with new oral anticancer agents.J Clin Oncol 39, 1983-1994 (2021).
2 Schlichtig, K., Dürr, P., Dörje, F. # & Fromm, M.F. # Medication errors during treatment with new oral anticancer agents: consequences for clinical practice based on the AMBORA study.Clin Pharmacol Ther 10, 1075-1086 (2021).
3 Dürr, P., Cuba, L., Schlichtig, K., Dörje, F. & Fromm, M.F. Chancen und Risiken der Therapie mit oralen Krebsmedikamenten.Perspektive - Magazin der Frauenselbsthilfe Krebs 3, 8-9 (2021).
* geteilte Erstautorenschaft, # geteilte Letztautorenschaft
Die Versorgung von Krebspatient/-innen am Uniklinikum Erlangen erfolgt in zertifizierten bzw. begutachteten Strukturen der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Krebshilfe (DKH) bzw. dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Im Onkologischen Zentrum (ONZ) sind die Strukturen für die klinische Versorgung zusammengefasst, im Comprehensive Cancer Center Erlangen-Europäische Metropolregion Nürnberg (CCC ER-EMN; CCC WERA) und im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) die Strukturen für translationale Krebsforschung und klinische Studien.
