Neue Hoffnung durch Radioliganden-Therapie bei Neuroendokrinen Tumoren
Ergebnisse der NETTER-2 Studie im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht
Mit weniger als fünf Betroffenen pro 100.000 Menschen sind neuroendokrine Tumoren (NET) in Deutschland äußerst selten. Die Behandlungsstrategie hängt von der betroffenen Körperregion und dem Entwicklungsstadium des Tumors ab. Standardisierte Therapieverfahren sind bei neuroendokrinen Tumorerkrankungen daher besonders schwer festzulegen.
Nun wurden die Ergebnisse einer randomisierten, kontrollierten Studie im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie mit dem Wirkstoff [177Lu]Lu-DOTA-TATE (177Lu-Dotatate) bei gut differenzierten, fortgeschrittenen gastropankreatischen neuroendokrinen Tumoren mit höherer Proliferationsrate (Grad 2 ≥10% oder G3 bis 55%) in der Erstlinie untersucht hat.
Es handelt sich dabei weltweit um die erste Studie, die eine Radioligandentherapie bei fortgeschrittenen soliden Tumoren in der Erstlinie untersucht hat. Der radioaktive Arzneistoff 177Lu-Dotatate dockt an Rezeptoren an der Tumoroberfläche an, die für die Krebszellen charakteristisch sind, wird von diesen aufgenommen und setzt direkt vor Ort die Strahlung frei, die die Krebszellen schädigt und schlussendlich abtöten kann.
Prof. Marianne Pavel, Co-Autorin der Publikation und Leiterin des Schwerpunktes Endokrinologie an der Medizinischen Klinik 1 des Uniklinikums Erlangen berichtet: „Die Ergebnisse der NETTER-2 Studie zeigen, dass die Behandlung mit 177Lu-Dotatate das mediane progressionsfreie Überleben der Studienteilnehmer signifikant erhöht. Diese Ergebnisse stützen den Einsatz des Radioliganden als neuen Therapiestandard in der Erstlinienbehandlung von gut differenzierten, fortgeschrittenen gastropankreatischen neuroendokrinen Tumoren mit biologisch höherem Aggressionspotential aufgrund des Gradings und damit ungünstigerer Prognose im Vergleich zu niedrig-proliferativen NET (ki67≤ 10%).
Auch Patientinnen und Patienten aus dem CCC Erlangen-EMN wurden in die NETTER-2 Studie eingeschlossen und konnten bereits von der Therapie profitieren.
Eine weitere am Uniklinikum Erlangen laufende Studie (COMPOSE) untersucht aktuell den Stellenwert der Radioligandentherapie im Vergleich zur Chemotherapie oder molekular-zielgerichteten Therapie bei fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren und ermöglicht damit auch den frühen Zugang zur Radioligandentherapie.
Weitere Informationen:
Sekretariat der Endokrinologie / NET Ambulanz
Ansprechperson:
Prof. Dr. Marianne Pavel
09131 85-34651