Uniklinikum Erlangen und FAU trauern um Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen
Der Krebsforscher und Begründer des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie ist im Alter von 87 Jahren verstorben
„Die FAU trauert um eine herausragende Forscherpersönlichkeit, die die virologische Forschung an unserer Universität entscheidend geprägt hat“, kommentiert der Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Prof. Dr. Joachim Hornegger, die Nachricht vom Tod Harald zur Hausens. Der Nobelpreisträger war am Sonntag, 28.05.2023, im Alter von 87 Jahren verstorben.
Harald zur Hausen lehrte und forschte zwischen 1972 und 1977 an der FAU und am Uniklinikum Erlangen, wo er das Virologische Institut – Klinische und Molekulare Virologie als dessen Gründungsdirektor aufbaute. Im Jahr 2008 erhielt der Wissenschaftler für die Entdeckung der Rolle von Papillomviren bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs den Nobelpreis für Medizin. Wichtige Grundlagen legte er dafür in seiner Zeit an der FAU. Professor zur Hausen blieb der FAU auch nach seinem Weggang eng verbunden – als Universitätsrat (1998 bis 2002), als Ehrensenator der FAU (seit 2002) und als Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät (2005). Im Juli 2018 benannten FAU und Uniklinikum Erlangen einen medizinischen Hörsaal nach ihrem berühmten Forscher-Alumnus. Zur feierlichen Einweihung war der Geehrte extra nach Erlangen gereist.
Harald zur Hausen wurde 1936 in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abitur studierte er an den Universitäten Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin. In Düsseldorf war er auch, 1960 zum Dr. med. promoviert, bis zur Approbation tätig. Mit dem Abschluss der Ausbildung wechselte Harald zur Hausen 1966 in die „Virus Laboratories“ des Children‘s Hospital in Philadelphia, die von den deutschstämmigen Virologen Gertrude und Werner Henle geleitet wurden. Die Pioniere der Virusdiagnostik hatten in den 1960er-Jahren entdeckt, wie man sich gegen das Epstein-Barr-Virus immunisieren kann und so Harald zur Hausens wissenschaftliches Interesse auf den Zusammenhang von Virusinfektionen und Krebs gelenkt. Ende der 1960er-Jahre kehrte er nach Deutschland zurück, um sich an der Universität Würzburg zu habilitieren. 1972 folgte er dem Ruf der FAU, die unter seiner Leitung ein Institut für Klinische Virologie aufbaute.
Harald zur Hausen hat in Erlangen Grundlegendes geleistet und Bahnbrechendes entdeckt. Er konnte zum Beispiel Erbgut des Epstein-Barr-Virus in Nasen-Rachen-Karzinomen nachweisen – ein Meilenstein der Tumorforschung. Und ihm fiel in alten Fallbeschreibungen auf, dass es einen Zusammenhang zwischen humanen Papillomviren (HPV), also Warzen-Erregern, und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs geben muss. Mit der Zeit konnten Harald zur Hausen und sein Team in Erlangen nicht nur verschiedene humane Papillomviren identifizieren, sondern auch das Erbgut im Krebsgewebe nachweisen. Dies bewies zwar noch nicht, dass die Papillomviren Krebs verursachten, bestärkte aber den Forscher auf seinem Weg.
Harald zur Hausen setzte seine Karriere 1977 an der Universität Freiburg und ab 1983 als Leiter des Deutschen Krebsforschungszentrums fort. Dort entdeckte Harald zur Hausen krebserregende HPV-Typen in Gebärmutterhalskrebs-Proben. Hier konnte der Virologe klären, wie mit HPV infizierte Zellen zu Krebs entarten, und so die Grundlagen für den Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs schaffen. Für die Entdeckung der Rolle von humanen Papillomviren bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs erhielt Harald zur Hausen 2008 den Medizin-Nobelpreis.
Im Laufe seiner langen Karriere wurde Professor zur Hausen mit einer beeindruckenden Vielzahl akademischer Auszeichnungen geehrt. Er war Träger von fast 40 Ehrendoktorwürden und zahlreicher Ehrenprofessuren.
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Quelle: uni | mediendienst | aktuell Nr. 71/2023