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Neuroendokrine Tumoren

Allgemeine Informationen

Mit weniger als fünf Betroffenen pro 100.000 Menschen sind neuroendokrine Tumoren (NET) in Deutschland äußerst selten. Sie entstehen im disseminierten endokrinen Zellsystem, können also verschiedene Körperregionen befallen, am häufigsten den Verdauungstrakt, die Bauchspeicheldrüse und die Lunge. Die rechtzeitige Erkennung ist schwierig: In jedem zweiten Fall wird die Diagnose erst gestellt, nachdem sich bereits Metastasen gebildet haben – eine realistische Chance auf Heilung besteht jedoch nur bei einer operativen Entfernung in einem frühen Stadium. Immerhin liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei gut differenzierten intestinalen NET bei 90 Prozent und bei pankreatischen NET bei etwa 50 Prozent.

Die Behandlungsstrategie hängt von der betroffenen Körperregion und dem Entwicklungsstadium des Tumors ab. Zunächst wird immer eine kurative Resektion (komplette Tumorentfernung) geprüft. Infrage kommen bei Leberbefall beispielsweise (Chemo-) Embolisation, Radiofrequenzablation oder selektive interne Radiotherapie, aber auch systemisch wirkende Medikamente. Daneben sind neue molekulare und nuklearmedizinische Therapien etabliert. Chemotherapien kommen selten, vorwiegend bei besonders aggressiven Tumoren, aber auch den Tumoren der Bauchspeicheldrüse zum Einsatz.

Durch die Heterogenität der NET und des breit gefächerten Spektrums an therapeutischen Maßnahmen müssen NET-Patienten interdisziplinär von Chirurgen, Radiologen, Nuklearmedizinern, Gastroenterologen, Endokrinologen und Onkologen behandelt werden. All dies wird am Universitätsklinikum Erlangen gewährleistet. Einmal wöchentlich werden Patientenfälle im interdisziplinären neuroendokrinen Tumorboard diskutiert.

Zertifizierung

Die Behandlung eines neuroendokrinen Tumors sollte idealerweise in einem von der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) als „ENETS Center of Excellence“ zertifizierten Zentrum erfolgen. In diesen spezialisierten Behandlungszentren arbeiten Experten aus den für Ihre Erkrankung maßgeblichen Fachgebieten eng zusammen und ermöglichen so eine optimale Behandlung in Übereinstimmung mit aktuellen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung.

Seit 2021 sind wir als Exzellenz-Zentrum der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren (ENETS) ausgezeichnet. Derzeit gibt es zwölf zertifizierte Behandlungszentren in Deutschland, die als Exzellenzzentren gelten. Das Zertifikat erhalten Zentren, die einen hohen Standard in Diagnostik und Therapie von neuroendokrinen Tumoren durch spezialisierte Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal nachweisen können. Die ENETS-Zentren sind in einem europaweiten Netzwerk zusammengeschlossen und stehen untereinander in ständigem Austausch.